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Kantonale IV-Stellen wollen junge psychisch Kranke noch kränker sparen - zeitnahe finanzielle Absicherung und Therapie wären besser

In der Schweiz erhalten gemäss aktuellsten Zahlen 50 Prozent der wegen Invalidität berenteten Bürger ihre Rente aufgrund einer psychischen Behinderung. Viele davon sind unter 30. Sogar zwei Drittel der IV-Rentnerinnen und -Rentner zwischen 18 und 24 Jahren beziehen Leistungen aufgrund psychischer Probleme. Dies betrifft 7399 junge Menschen.*


Kantonale IV-Stellen fordern nun, jungen Personen unter 30 statt Renten künftig nur niedrigere, an Bedingungen geknüpfte Entschädigungen auszahlen zu müssen.

Halten die Betroffenen dem Druck nicht Stand, droht ihnen der Gang zur Sozialhilfe.

Anstatt den Ursachen der Zunahme an invalidisierenden psychischen Erkrankungen in dieser Altersgruppe auf den Grund zu gehen und nachhaltige Gegenmassnahmen zu ergreifen, soll erneut auf dem Buckel der Schwächsten gespart werden.


Der Druck, der so auf junge schwer psychisch Kranke ausgeübt wird, ist für die Heilung kontraproduktiv und erhöht das Risiko einer (lebens)langen Verrentung. Doch auch bei der heute bestehenden Lösung müssen sie jahrelang auf eine Rente warten.

Würde Ihnen bei Eintreten der vollständigen längerfristigen Arbeitsunfähigkeit neu zeitnah eine Rente ausgerichtet, die mit der Verpflichtung verbunden ist, sich therapieren zu lassen, kämen die Kranken zur Ruhe und könnten sich voll auf ihre Gesundung konzentrieren.


Bei Verbesserung ihres Gesundheitszustands könnten dann die beruflichen Wiedereingliederungsmassnahmen begonnen und die Rente bei Wiederaufnahme des Berufslebens im ersten Arbeitsmarkt stufenweise reduziert werden oder gleich ganz wegfallen. Insgesamt würde diese Lösung weniger Kosten verursachen als eine lebenslange Verrentung oder Abhängigkeit von Sozialhilfe. - Warum?


Stabilität und Sicherheit


Eine sofortige Rentenzahlung bei festgestellter schwerer Arbeitsunfähigkeit bietet den betroffenen Personen finanzielle Sicherheit. Diese Stabilität kann entscheidend für den Heilungsprozess sein, da sie den Druck mindert, sofort wieder arbeiten zu müssen.


Fokus auf Gesundheit


Wenn Betroffene nicht ständig um ihre finanzielle Zukunft fürchten müssen, können sie sich besser auf ihre Therapie und Genesung konzentrieren. Eine stressfreie Umgebung fördert die Heilung.


Vermeidung von Langzeitfolgen


Der Druck, schnell wieder in den Arbeitsmarkt zurückzukehren, kann zu einer Verschlechterung des psychischen Gesundheitszustands führen. Dies könnte langfristig zu einer stärkeren Invalidität und einer dauerhaften Abhängigkeit von Sozialleistungen führen.


Flexibilität bei der Rückkehr zur Arbeit


Mit einer Rentenzahlung, die an die Verpflichtung zur Therapie geknüpft ist, kann ein klarer Plan für die Rückkehr ins Berufsleben entstehen. Eine schrittweise Reduzierung der Rente bei Verbesserung der Gesundheit ermöglicht eine gesunde Integration in den Arbeitsmarkt. Dabei sollte beachtet werden, dass der Heilungsprozess bei psychischen Erkrankungen weniger linear verläuft als bei vielen somatischen. Sie verlaufen oft wellenförmig. Die Erkrankten müssen Stück für Stück lernen, wie sie mit ihrem Alltag umgehen müssen, um Rückfälle zu vermeiden und ihre Genesung zu fördern. Dies braucht Zeit und Sorgfalt.


Stigmatisierung verhindern


Wenn junge Menschen wegen ihrer psychischen Erkrankung als „Schwächlinge“ oder „Nichtleistende“ betrachtet werden, kann das zu einem negativen Selbstbild führen. Eine unterstützende Rentenregelung könnte helfen, dieses Stigma abzubauen und mehr Verständnis für psychische Erkrankungen zu schaffen.


Langfristige Kostenersparnis


Obwohl die Auszahlung einer Rente anfangs kostenintensiv erscheinen mag, könnten die langfristigen Einsparungen durch reduzierte Gesundheitskosten und geringere Abhängigkeit von Sozialleistungen erheblich sein. Eine frühzeitige Unterstützung verhindert, dass die Erkrankten zu einem späteren Zeitpunkt in noch teureren Behandlungspfaden landen.


Individuelle Förderung


Einer Rentenregelung, die eine therapeutische Verpflichtung beinhaltet, sollte ein individuell angepasster Behandlungsplan zugrunde liegen, so dass jeder Betroffene die Unterstützung erhält, die er benötigt, um gesund zu werden und wieder in den Arbeitsmarkt einzutreten.


Diese Argumente unterstreichen, dass eine frühzeitige und bedingte Rentenregelung nicht nur den betroffenen Personen hilft, sondern auch der Gesellschaft insgesamt zugutekommt.


Wie beeinflusst die finanzielle Sicherheit in Form einer Rente das psychische Wohlbefinden von Menschen?


Stressreduktion


Finanzielle Unsicherheit kann zu erheblichem Stress und Angst führen. Wenn Menschen wissen, dass ihre Grundbedürfnisse gedeckt sind, können sie sich auf andere Lebensbereiche konzentrieren, was zu einem besseren emotionalen Zustand führt.


Sicherheit und Stabilität


Ein stabiles Einkommen schafft ein Gefühl von Sicherheit. Diese Stabilität ermöglicht es Menschen, langfristige Pläne zu schmieden und sich in ihrer Lebenssituation sicherer zu fühlen.


Zugang zu Ressourcen


Finanzielle Sicherheit ermöglicht den Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Gesundheitsversorgung, Therapie und Bildung. Diese Ressourcen sind entscheidend für die persönliche Entwicklung und die Verbesserung der psychischen Gesundheit.


Soziale Integration


Menschen, die finanziell abgesichert sind, haben oft bessere Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe. Sie können an sozialen Aktivitäten teilnehmen, die für das Wohlbefinden wichtig sind, und dadurch soziale Unterstützung und Gemeinschaft erfahren.


Selbstwertgefühl


Finanzielle Stabilität kann das Selbstwertgefühl stärken. Menschen fühlen sich oft wertvoller und kompetenter, wenn sie in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen.


Reduzierung von Konflikten


Finanzielle Probleme sind häufig eine Ursache für Konflikte in Beziehungen. Stabilität in der finanziellen Situation kann somit auch zu harmonischeren Beziehungen beitragen, was sich positiv auf das psychische Wohlbefinden auswirkt.


Flexibilität und Freiheit


Mit finanzieller Sicherheit haben Menschen die Freiheit, Entscheidungen zu treffen, die ihrem Wohlbefinden dienen. Diese Autonomie kann das Lebensgefühl erheblich verbessern.


Insgesamt ist finanzielle Sicherheit ein wichtiger Faktor, der das psychische Wohlbefinden direkt beeinflusst, indem er Stress verringert, Stabilität bietet und den Zugang zu Ressourcen ermöglicht, die für die persönliche Gesundheit und Entwicklung entscheidend sind.


*)

Keine IV-Rente mehr für unter 30-Jährige: Eine umstrittene Idee | Tages-Anzeiger


Psychische Probleme: IV plant Änderungen für Junge | Blick

 
 
 

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