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Teuerung erhöht Armutsrisiken bis in den unteren Mittelstand

Aktualisiert: 31. Jan.

Die Lebenshaltungskosten sind in den vergangenen eineinhalb Jahren so stark gestiegen wie schon lange nicht mehr. Haushalte mit geringen finanziellen Mitteln spüren dies überdurchschnittlich stark. Die Reaktion der Politik auf diese alarmierende Entwicklung ist verhalten, schreibt Caritas Schweiz in ihrem zum Jahreswechsel erscheinenden Sozialalmanach.



Die Ausbreitung der Armut in der Schweiz war im laufenden Jahr ein wiederkehrendes Thema in den Medien. Zwar geht die Zahl der Menschen, die Sozialhilfe erhalten, erfreulicherweise zurück, wie das Bundesamt für Statistik heute bekanntgab.

Aber Grund zur Entwarnung ist dies nicht, denn die Schwelle für den Bezug von Sozialhilfe ist sehr tief angesetzt.


«Wir haben es mit Preissteigerungen zu tun, wie es sie seit Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr gab – entsprechend gravierend sind die Folgen für einen grösser werdenden Anteil der Bevölkerung», sagt Aline Masé, Leiterin Fachstelle Sozialpolitik bei Caritas Schweiz. Hauptursachen sind die allgemeine Teuerung, der Anstieg der Krankenkassenprämien und die steigenden Mieten. Die Kumulation dieser drei Faktoren bringt Haushalte mit tiefem Einkommen, besonders Familien, in existenzielle Not.


Teuerung trifft untere Einkommensklassen am stärksten


«Ein Fünftel der Haushalte am unteren Ende der Einkommensskala geben fast ihr ganzes Geld für Wohnen, Essen, Gesundheit und Mobilität aus – Fixkosten, bei denen man kaum sparen kann», sagt Aline Masé. Gleichzeitig sind es genau diese Ausgabenposten, die deutlich stärker angestiegen sind als die durchschnittliche Teuerung.


Vor allem das Wohnen wird für viele zum grossen Problem. Haushalte mit tiefem Einkommen geben schon heute zu viel Geld für die Miete aus. Im Durchschnitt wenden die ärmsten 20 Prozent über einen Drittel ihres Bruttoeinkommens für Wohnen und Energie auf. In den nächsten Jahren wird die Belas- tung noch zunehmen. Der neuerliche Anstieg des Referenzzinssatzes Anfang Dezember bringt ab April 2024 für die Mehrheit der Mieterinnen und Mieter höhere Kosten. Zudem steigen die Nebenkosten weiter an, weil im Januar ein neuerlicher Preissprung bei den Stromkosten bevorsteht.


Ein giftiger Mix an Mehrkosten


«Inflation, Prämienexplosion und steigende Mieten sind ein giftiger Mix für alle, die sich in einer schwierigen finanziellen Situation befinden», führt Aline Masé weiter aus. Gemäss verschiedenen Un- tersuchungen aus den vergangenen Jahren trifft das auf rund einen Fünftel der Haushalte zu.


Auch die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ändert wenig daran, hält Aline Masé in ihrem Bericht zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der letzten beiden Jahre fest. Der Bericht bildet den Auftakt zum soeben erschienenen Sozialalmanach 2024 der Caritas Schweiz. Darin schreibt die Armutsexpertin, dass viele Löhne schlicht zu tief seien, und die unteren und mittleren Löhne hielten nicht mit den steigenden Lebenshaltungskosten mit. Das führt zum Phänomen der Working Poor, das Menschen trifft, die trotz Einkommen kein Auskommen haben.


Die Reaktion der Politik auf die steigenden Lebenshaltungskosten sind verhalten. Das nationale Parla- ment hat sich weder auf einen vollen Teuerungsausgleich bei AHV- und IV-Renten sowie Ergänzungsleistungen noch auf eine ausserordentliche Erhöhung der individuellen Prämienverbilligung (IPV) festlegen können.


Einige Kantone haben zwar ihre Budgets für die IPV oder die Einkommens- obergrenze für die Anspruchsberechtigung leicht erhöht, sodass mehr Personen von der Prämienverbilligung profitieren können. Die Teuerung und den Anstieg der Prämien gleicht dies jedoch bei weitem nicht aus.


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